Das komplette Abenteuer findest du in meinem ersten E-Book: "Sud".
Endlich ist es so weit! Heute startet meine sechswöchige Sommerferientour Richtung Süden. Per Anhalter geht es von Leverkusen nach München, von dort aus über Kempten weiter nach Oberstdorf, von wo aus ich auf dem E5 und Teilen der Via Alpina über die Alpen nach Meran wandere.
Danach geht es über Bozen nach Rimini, Rom und zum Abschluss nach Bari, ganz im Süden Italiens. Natürlich alles per Anhalter.
Ich bin wahnsinnig gespannt, was mich erwartet!
Ob man es glaubt oder nicht, das auf dem Bild bin ausnahmsweise nicht ich. Zugegeben, verlockend sah die Welle ja schon aus…
Nachdem wir beim Couchsurfer Jamal übernachtet haben, brechen wir auf um München zu erkunden.
Weiter geht’s nach Kempten, der letzten Station vor Oberstdorf, von wo wir die Alpenüberquerung starten.
Mit frisch beschriebener Pappe bewaffnet stellen wir uns wieder an den Straßenrand und hoffen.
Nach dem Ruhetag gestern, geht es heute weiter in Richtung Oberstdorf, zu unserer ersten Wanderetappe. Verzogen haben sich die Wolken zwar noch nicht, aber die Vorfreude auf die Berge ist zu stark um noch einen Tag zu warten.
Heute ist der zweite Tag unserer Alpenüberquerung auf dem E5. Von der Kemptener Hütte aus geht es über die Grenze nach Österreich ins Tal Holzgau.
Heute steht uns ein entspannter Aufstieg zur Memminger Hütte bevor.
Da wir gestern bereits ein großes Stück der heutigen Etappe gegangen sind und die nachfolgende Etappe zu lang wäre um sie gleich anzuschließen haben wir nur ca. neun Kilometer vor uns.
Nach der relativ entspannten Etappe gestern steht uns heute der härteste Abstieg der ganzen Tour bevor: 2073 Meter geht es in die Tiefe. Doch zuvor müssen wir noch über den steilen, zerklüfteten Bergkamm gelangen.
Eine sehr ungewöhnliche Etappe haben wir heute erlebt: Supermarkt, Seilbahn, ein Schatz und eine spontane Übernachtung machten diese Etappe zu einer wirklich Denkwürdigen.
„So, jetzt aber raus hier, ihr habt 10 Minuten!“
Die Fenster werden aufgerissen, ein eisiger Wind lässt uns frösteln.
Beim Blick auf die Uhr stellen wir fest, dass es schon 9 Uhr ist. Das Matratzenlager sollte vor einer halbe Stunde geräumt sein. Schnell packen wir unseren Kram zusammen.
Wieder einmal laufen wir im Nebel los, doch dieses Mal lichtet er sich zum Glück schnell.
Was war das? Ich schrecke aus dem Schlaf auf. Die Sonne ist bereits aufgegangen, aber in den Schatten, die sie noch nicht erreicht hat, ist die Luft noch eiskalt.
Das ganze Zelt zittert, der stützende Stab gerät in Schieflage.
Schnell verlasse ich das Zelt, um zu sehen, was mich geweckt hat. Doch noch ehe ich sie sehe, höre ich das vertraute Scheppern der Glocken.
Heute wandern wir erstmals über den Gletscher. Die Vorfreude ist groß. In weichen, warmen Betten wachen wir auf, nicht im engen, kühlen Zelt. Nur ein Problem bleibt noch: Der Hunger.
Gestern haben wir, dank unserer Wohltäter auf der Braunschweiger Hütte, einen Großeinkauf getätigt. Festlich haben wir zu Abend gegessen und festlich ist unser Frühstück.
Wir sind satt, ausgeschlafen und die Sonne scheint. Wir genießen es, einfach auf der Waldlichtung zu sitzen und die nach Blumen duftende Luft zu atmen.
Heute geht es über den höchsten Berg der ganzen Tour. In über 3000 Metern Höhe werden wir die Grenze nach Italien passieren. Eigentlich ist die Strecke auf zwei Tagesetappen angesetzt, aber unser Budget ist aufgebraucht. Eine Übernachtung auf der Hütte können wir uns nicht leisten und eine Übernachtung neben dem Gletscher kommt nicht in Frage. So gemütlich der Schlafsack auch ist, bei -8 °C in der Nacht wird es darin unangenehm.
Ich höre das vertraute Klappern der Glocken, ungefähr einen Meter neben meinem Ohr. Diesmal konnte ich mich bereits darauf einstellen, auf diese Art geweckt zu werden. Schnell verlasse ich das Zelt, um die mächtigen Bullen zu vertreiben. Es sind drei an der Zahl, noch eine ganze Ecke größer, als die beim letzten Mal. Da ich bereits beim letzten Mal mit dem Versuch des Wegdrückens gescheitert bin, lasse ich mir etwas Neues einfallen. Ich rufe laut und klatsche in die Hände. Unbeeindruckt starren mich die Kolosse an, kommen noch einen Schritt näher aufs Zelt zu, stehen fast auf ihm. Schnell springe ich über das Zelt, um sie aufzuhalten. Bei meiner ruckartigen Bewegung halten sie inne. Ich beginne mit dem Armen vor ihren riesigen Schnauzen herumzufuchteln und sie dabei zu beschimpfen. Langsam drehen sich die Rinder um und trotten davon.
Ich wache auf. Keine Rinder haben mich geweckt, ich bin ausgeschlafen. Wibke schläft noch, also bleibe ich regungslos liegen. Es ist noch kühl, aber nicht kalt. Dank der milden Nacht konnten wir das Zelt offen lassen.
Es beginnt leicht zu nieseln, doch es hört sicher gleich wieder auf. Wir warten besser mit dem Einpacken des Zeltes, bis es wieder trocken ist. Unterdessen klopfe ich gegen die Zeltdecke, bis die
darauf liegende „Türe“ hinab rutscht und den Zelteingang wie ein Vorhang verschließt.
Sonnenstrahlen kitzeln auf meinem Gesicht. Ich wache auf. Helles Licht fällt durch das kleine Fenster vor mir und erleuchtet die Steinhütte. Im Licht der Morgensonne sieht sie richtig schön aus, gemütlich, rustikal.
Als ich aufwache, herrscht um mich bereits reges Treiben. Luca und die Mutter des Freundes kochen Kaffee und essen Kekse. Auch mir wird eine Tasse duftender, italienischer Kaffee in die Hand gedrückt. Was für ein Start in den Tag!
Nach einem typisch italienischen Frühstück, bestehend aus Kaffee und Keksen, bringt mich Francesco zu einer Raststätte auf der langen Straße Richtung Süden. Von hier möchte ich weiter nach Rimini trampen.
Von einem Geräusch, gleich neben meiner Liege wache ich auf. Mist, ist das der Strandwächter, der mir nun ein saftiges Bußgeld abknöpfen wird? Nein, die Person entfernt sich, rasch laufend. Nur ein morgendlicher Jogger. Ich drehe meinen Kopf. Eigenartig, der Jogger läuft mit Rucksack und an dem Rucksack ist eine Isomatte befestigt.
Aus dem Tropenklima krieche ich ins Freie. Gestern hat der Regen mein Zelt und alles darin durchnässt, jetzt steht die Sonne voll darauf.
Ich breite meinen Schlafsack über der Hängematte in der Sonne aus und trockne das Zelt grob von innen ab. Bis 12Uhr, wo der Zeltplatz geräumt sein soll, werden meine Sachen nicht getrocknet sein, also frage ich an der Rezeption, ob ich noch eine weitere Stunde bleiben kann.
Kein Problem, nur zahlen muss ich vor 12.
Gestern habe ich erneut in Rimini geschlafen. Heute geht es aber endgültig weiter!
Nach einem typisch italienischem Frühstück, bestehend aus Kaffee und Keksen, bringen mich Giuliana und ihre Mutter Alessandra zur nächsten Raststätte.
Gefühlt mitten in der Nacht wache ich auf. Lange Zeit zum Wachwerden bleibt mir nicht, denn Alessandro muss zur Arbeit. Am Apple Store lässt er mich raus. Mein Macbook hat Probleme mit der W-Lan-Verbindung. Ich hoffe, dass diese hier gelöst werden können.
In seiner Mittagspause wird er mich wieder einsammeln und auf die Straße bringen, auf der ich weiter Richtung Süden trampe.
Ich wache auf. Um mich ist alles schwarz. Ist es noch Nacht? Nein, das kann nicht sein, dafür fühle ich mich zu ausgeschlafen.
Ich bemerke einen schmalen Lichtstreifen, der die Dielen unterhalb der massiven Holztüre… Ach ja, ich habe in der Holzhütte neben dem Restaurant übernachtet! Langsam kommt die Erinnerung an
den gestrigen Tag zurück.
Wow, ist das ein Luxus! Die letzten Tage war ich einfach nur faul. Großartig! Ich lag im Bett, habe die Erlebnisse der letzten Wochen Revue passieren lassen (dabei natürlich fleißig geschrieben und Bilder sortiert), Freunde vom Bari-Austausch Anfang des Jahres getroffen und natürlich gaaanz viel auf der uralten Gitarre meiner Gastfamilie gespielt. Diese, nicht bundreine, halb mit Stahl-, halb mit Nylonsaiten bestückte Gitarre, die wohl die Ohren jedes routinierten Gitarrenspielers beleidigt hätte, erzeugt in meinen Ohren die schönsten Klänge überhaupt. Daher bastle ich ihr auch liebevoll ein Kapodaster aus einem Stift und einer alten Gitarrensaite, damit ich in den gewohnten Tonarten singen kann.
So ganz Endstation ist dann bei mir doch noch nicht. Auch meine Gastfamilie braucht mal Urlaub, also auf geht's ins Ferienhaus am Meer!
Dies ist der definitiv letzte Bericht aus 6 einfach unvergesslichen Wochen. Trampen, Wandern, Freude, Leid. So viel liegt hinter mir. Diese Reise hat mich verändert. Ich kann mir das Leben in
Deutschland kaum noch vor stellen. Es kommt mir vor, als blicke ich auf ein vergangenes Leben zurück.
Aber noch ist es nicht vorbei. Auch in den letzten Tagen habe ich noch so viel erlebt, dass ich mich kaum entscheiden kann, worüber ich schreibe.
Das Abenteuer ist vorbei.
Nun gilt es deine treuen Begleiter zu reinigen, Gerüche loszuwerden, zu reparieren...
Um die Ausrüstung dabei nicht zu beschädigen, gibt es einiges zu beachten.