Sommer, Sonne, Strand und jede Menge Stiere. Klar, die Rede ist von Spanien.
Hier gibt es eine Mutprobe der ganz besondern Art zu bestaunen. Die Sanfermines.
Was das ist? Das verrät dir dieser Artikel.
*Gastartikel von Barbara*
Barbara ist selbstständige Dolmetscherin und Zumbatrainerin. Seit November 2014 reist sie um die Welt und macht dabei viele tolle Erfahrungen, die sie in Blogartikeln und V-Logs auf ihrem
Blog B-licious veröffentlicht.
Während meines Praktikums in Salamanca im Sommer 2009, habe ich jedes Wochenende einen Ausflug gemacht, weil ich so viel wie möglich von Spanien sehen wollte. Nur zwei Wochen nach meiner Ankunft in Salamanca begann die Woche der Sanfermines in Pamplona.
Die Tradition
Die Sanfermines sind eine alte spanische Tradition, die seit 1591 jedes Jahr im Juli gelebt wird, bei der das sogenannten encierro im Mittelpunkt steht: Dabei werden die sechs Kampfstiere von der Weide 825 m direkt in die Stierkampfarena getrieben.
Ihnen eilen junge, abenteuerlustige Menschen voraus, die zum Teil versuchen, einen Abschnitt neben einem Stier zu rennen. Warum? Weil sie den Nervenkitzel lieben und es eine Art Mutprobe ist.
Und tatsächlich sind in den letzten 100 Jahren 15 Menschen dabei ums Leben gekommen.
Mein Abenteuer
Ich fuhr also an einem schönen Sommertag von Salamanca in das baskische Pamplona, um dort die Nacht im Freien zu verbringen - denn geschlafen wird in den Nächten der Sanfermines sowieso nicht -, am nächsten Morgen die vielen Menschen rennen zu sehen, gefolgt von einer Handvoll Stieren, und danach völlig übermüdet wieder zurückzufahren.
Die Aufregung war groß, denn sowas hatte weder ich, noch sonst jemand aus der Gruppe, mit der ich unterwegs war, zuvor schon einmal gesehen.
Uns wurde gesagt, wir sollten möglichst weiße und rote Kleidung tragen, aber uns war nicht klar, dass jeder, der was auf sich hält, keine andere Farbe am Körper trägt. Denn auch das ist Teil der Tradition.
Die Markthalle hatte geöffnet, also kauften wir wenigstens rote Halstücher, genannt pañuelos. Auf diese Weise fühlten wir uns ein kleines bisschen zugehörig.
Die Supermärkte waren zum Glück auf den Ansturm vorbereitet, sodass genug Sangria für die vielen, vielen Menschen da war. Auch für uns.
Je später es wurde, desto ausgelassener wurde gefeiert: in den Straßen, in den Bars und auf den Bühnen. Die Nacht über herrschte eine festivalähnliche Atmosphäre. Wer eine Mütze Schlaf brauchte, legte sich einfach im Park ins Gras und schloss die Augen.
Das hört sich jetzt alles sehr schön nach ausgelassener Stimmung an. So war es auch.
Allerdings gab es auch negative Aspekte: Zum Beispiel konnten und/oder wollten viele Männer in ihrem Rausch nicht in den sehr langen Toilettenschlangen warten und pinkelten einfach an den Straßenrand! Sie machten sich dabei teilweise nicht mal die Mühe, es zu verstecken.
Irgendwann bestand die Straße aus einer Mischung aus zertretenen Plastikbechern, Glasscherben, Sangria und Urin. Und es stank fürchterlich.
Bevor das encierro begann, wurde mehr oder weniger die ganze Stadt mit Hochdruckreiniger gesäubert! Allerdings habe ich auch in Salamanca festgestellt, dass die Straßen dort jeden Morgen mit Wasser abgespritzt und gereinigt wurden.
Als die Straßen wieder normal aussahen, ging der Aufbau los: Ein Zaun – beziehungsweise vier: mit den zwei inneren wurde der Weg, den die Teilnehmer und Stiere entlang jagten, festgelegt, mit den zwei äußeren wurde ein Sicherheitsabstand zu den Zuschauern gewährleistet - wurde mitten in der Straße hochgezogen.
Schon zu diesem Zeitpunkt nahmen wir unsere Plätze ein, denn andernfalls hätte wir uns mit einem Platz weit hinten begnügen müssen und dann gar nichts gesehen. So standen wir in der allerersten Reihe!
Die Wartezeit erschien ewig, vor allem, weil alle hundemüde waren. Und tatsächlich dauerte es von dem Moment, in dem wir unsere Plätze einnahmen bis zum Anfang der Stierhatz etwa drei Stunden.
Irgendwann kamen dann die ersten Menschen vorbeirannt oder gelaufen. Sie blickten sich ständig nach den wilden Stieren um und einige kletterten immer wieder auf die inneren Zäune, um besser sehen zu können. Je mehr Menschen vorbeikamen, desto größer wurde die Unruhe und man merkte, dass sie nicht mehr des Überblicks willen auf den Zaun kletterten, sondern um sich zu schützen. Vielen Stand die Angst ins Gesicht geschrieben.
Dann kamen die ersten Tiere.
Es waren die Ochsen, die eine Leitfunktion und beruhigende Wirkung auf die Kampfstiere haben. Sie unterscheiden sich durch die Farbe und die Glocken, die sie um den Hals tragen, von den Stieren, die zum Stierkampf in die Arena getrieben werden.
Kurz darauf rannten auch die Stiere vorbei. Insgesamt dauerte es etwa drei Minuten. Das Vorbeirennen der Stiere dauerte nur wenige Sekunden.
Erst später erfuhren wir, dass 10 m weiter, in der Kurve, die direkt in die Arena führt, ein junger Mann auf die Hörner genommen wurde.
Es ging alles so schnell und schien so unspektakulär.
Dass Menschen für den Nervenkitzel wirklich ihr Leben riskieren, wurde mir erst im Nachhinein klar.
Was hältst du von dieser Tradition? Schreib es in die Kommentare!