Hast du schon einmal darüber nachgedacht, per Anhalter zu fahren?
In diesem Beitrag zeige ich dir, wie's geht und was du beachten musst!
Die Gründe zu trampen sind unterschiedlich. Finanzelle Freiheit, Spontanität, Abenteuerlust oder Konsumkritik sind nur ein paar Aspekte. Genauso zahlreich sind die Gründe, es nicht zu tun. Ist das nicht viel zu gefährlich? Wo soll ich anfangen? Wie genau geht das mit dem Trampen eigentlich?
Diese Fragen beantworte ich hier!
So sieht ein Tag beim Trampen aus:
Als Mann, als Frau, als Gruppe - Das musst du beachten
Als Mann
Unser größter Vorteil ist auch unser größter Nachteil:
Wir sind das starke Geschlecht. Sorry Mädels.
Die Frage: „Ist das nicht viel zu gefährlich?“ Stellt sich hier nicht. Allerdings ist es auch äußerst selten, dass alleine reisende Frauen für einen anhalten, da sie oft Angst haben. Dein Alter ist dabei natürlich auch ein Faktor.
Als Frau
Viele werden versuchen dir einzureden, dass Trampen als Frau viel zu gefährlich ist. Das ist die größte Gefahr. Nicht, dass dich jemand überfallt, die größte Gefahr ist, dass du es dir ausreden lässt. Ich habe schon viele trampende Frauen getroffen. Alle haben ausschließlich positive Erfahrungen gemacht. Sei selbstbewusst und trau dich, denn du hast den großen Vorteil: Eine einsame Frau, lässt keiner am Straßenrand stehen. Die Leute haben mehr Mitleid mit dir. Und Angst vor dir sicher nicht.
Als Gruppe
Wenn es mal nicht so läuft und man stundenlang am Straßenrand steht, kann es echt langweilig werden. Mit ein paar Freunden ist es gleich viel lustiger. Aber Achtung: Denk daran, dass mit jeder Person mehr, die Wahrscheinlichkeit mitgenommen zu werden, schwindet. Zu mehr als zwei Personen trampen kann ich absolut nicht empfehlen.
Zum Einstieg kann es aber ideal sein. Besonders, wenn du dich nicht alleine traust, kann es sehr hilfreich sein, einen guten Freund oder eine gute Freundin dabei zu haben. Männer können mit Freundin sogar ihre Chancen, mitgenommen zu werden, steigern.
Wo anfangen und wo weiter machen?
Der Startpunkt ist ein entscheidender Faktor beim Trampen.
Auf deutschen Autobahnen kommt man mühelos von Raststätte zu Raststätte. Wartezeit als Mann ist hier ca. 10 Minuten. Als Frau geht's sogar noch schneller. Schwierig ist es, auf die Autobahn oder von ihr runter zu kommen. Auch ein Wechsel der Autobahn ist nicht immer einfach.
Aus der Stadt raus kommen nimmt die meiste Zeit in Anspruch.
Hier ist es wichtig, dass du dich in die Autofahrer hinein versetzt. Auf dem Supermarktparkplatz wirst du beispielsweise viele Autofahrer treffen, aber die Wahrscheinlichkeit, dass sie nach dem Einkauf woanders hin, als nach Hause gleich um die Ecke fahren, ist eher gering. Lauf lieber bis zur Autobahnauffahrt und versuche dein Glück von dort aus. Ist die Auffahrt zu weit weg, stell dich zumindest an eine große Straße, die aus der Stadt raus führt. Aus der Stadt raus kommen kann schnell mal eine Stunde und mehr dauern.
Und die wichtigste Regel, die ich schon tausende Male gebrochen habe:
Gib niemals eine gute Position für ein paar Kilometer auf.
Von den großen Raststätten und Knotenpunkten kommst du gut weg und die Wahrscheinlichkeit, dass jemand dahin fährt, wo du hin willst, ist hoch. Bist du aber erst mal am Miniparkplatz gestrandet, kommst du nur schwer weiter.
Orientierung
Die Orientierung ist selten ein Problem. Eine Karte hatte ich noch nie dabei.
Ein kleiner Kompass ist hingegen sehr hilfreich, um einzuschätzen, ob die Straße grob in die richtige Richtung führt. In Deutschland und vielen anderen Ländern, führen die meisten Autobahnen praktischerweise von Nord nach Süd oder von Ost nach West. So muss man selten mehr als einmal die Autobahn wechseln. Außerdem gibt es immer mehr als einen Weg ans Ziel. Muss man beispielsweise nach Süd-Osten, spielt es keine Rolle, ob man die Autobahn nach Süden oder die nach Osten nimmt. Man nimmt die Autobahn, bis sie auf die Autobahn trifft, die einen ans Ziel bringt.
Es kann jedoch nicht schaden, sich vorab ein paar Knotenpunkte raus zu suchen, denn wenn man Raststätte verpasst, an der die Autos halten, bevor sie die Autobahn wechseln, wird es schwierig zurückzukommen.
Auch eine grobe Vorstellung davon, wo die größten Städte des Landes liegen, ist hilfreich. Viele Autofahrer fahren stur nach Navi. Sie können dir oft nicht sagen, wo sie vorbeikommen, nur was ihr Ziel ist und welche größere Stadt dort in der Nähe ist. Ob das auf deinem Weg liegt, solltest du selbst beurteilen können. So lange du Internet hast, lässt sich das natürlich auch schnell recherchieren.
Und dann einfach den Daumen raus?
Das ist die einfachste Art. Du musst nichts planen oder bedenken, einfach Daumen raus und los geht's!
Mein Daumen hat mir schon viele Mitfahr-Gelegenheiten, unter Trampern auch "Rides" genannt, gesichert. Durch die Spontanität ist diese Methode sehr praktisch.
Allerdings ist sie auch ganz schön anstrengend! Damit man dich und deine Absicht schon von Weitem erkennt, ist es wichtig, dass du den Daumen weit raus streckst. Stelle dich mal hin und halte deinen erhobenen Daumen nur zwanzig Minuten lang am ausgestreckten Arm. Verstehst du, was ich meine?
Diese Methode eignet sich also vor allem, um den Mitfahrwunsch auszudrücken, wenn man den Straßenrand entlang schlendert und ein Auto an einem vorbeifährt.
Für geplantes Trampen ist folgende Methode praktischer:
Trampen mit Pappe
Eine Pappe bringt beim Trampen viele Vorteile:
-Sie lässt sich auch auf Dauer bequem halten
-Sie fällt von Weitem auf (vorausgesetzt natürlich, sie ist groß genug)
-Steht die Stadt auf der Pappe, in die der Fahrer fährt, springt sie ihm sofort ins Auge.
Es wird schwierig, dich zu ignorieren! Umgekehrt, birgt es aber auch die Gefahr, dass sich Leute, die nicht in deine Stadt fahren, nicht angesprochen fühlen. Fahren sie vorher raus, glauben sie, das kurze Stück wäre nicht hilfreich, fahren sie weiter, wissen sie vielleicht gar nicht, dass dein Ziel auf dem Weg liegt.
Deshalb macht es auch mehr Sinn, eine Großstadt in der Nähe deines eigentlichen Zieles auf die Pappe zu schreiben, als deinen Zielort.
Gegen Abend, wenn die meisten Fahrer nur noch kurze Strecken zurück legen, macht es Sinn die Pappe zu wenden und ein Zwischenziel darauf zu schreiben.
Edding nicht vergessen!
Geheimtipp:
Sei kreativ! Ein paar Verzierungen, vielleicht ein Smiley oder ein Kompass, der die Richtung weist, bringen Symphatiepunkte.
Direkt ansprechen
Das ist die effektivste Methode, wenn man schnell weiter kommen möchte. Vor allem an Raststätten funktioniert das super. Einfach an die Tür stellen und die Leute, die raus kommen fragen, ob sie dich nicht ein Stück mitnehmen können.
Natürlich sind die Leute, die dich hier mitnehmen nicht nur Leute, die darauf Lust haben, sondern auch welche, die schlecht "Nein" sagen können. Das kann dann schon mal zu langweiligen Mitfahrten mit wenig Kommunikation führen. In der Regel nehmen dich aber auch hier vor allem super freundliche Leute mit.
Viele würden einfach nicht auf die Idee kommen einen Tramp vom Straßenrand aufzusammeln.
Warum sollen sie auch? In der Regel nehmen mich Leute mit, die selbst mal getrampt sind oder Kinder haben und in denen sich der Elterninstinkt regt, wenn sie einen 18-Jährigen am Straßenrand sehen.
Beim direkten Ansprechen wird mal hingegen von den unterschiedlichsten Leuten mitgenommen. Das kann echt spannend sein!
Womit man allerdings auch klar kommen muss sind rüde Abfuhren.
"Verpiss dich", "Scheiß Schmarotzer" oder einfach nur ein "Ich nehme keine Anhalter mit". Wer solche Sprüche nicht verkraftet, der sollte sich lieber dezent mit der Pappe
hinstellen. Hier erntet man zwar auch mal grimmige Blicke, meistens aber Lächeln und Winken.
Und nicht vergessen: Dumme Sprüche und böse Blicke gelten nie dir! Die Leute kennen dich schließlich nicht. Vielleicht wurden sie grade gefeuert oder der Partner hat Schluss
gemacht. Wer weiß?
Trampen: Die langsame Art zu reisen
Wenn du zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem bestimmten Ort sein musst, ist Trampen die falsche Wahl.
Trampen ist nicht unbedingt langsam. Von Leverkusen nach München bin ich per Anhalter schneller gekommen als mit dem Fernbus! Trotzdem braucht man als Autostopper eine gelassene Grundhaltung. Was du nicht heute schaffst, schaffst du morgen. Sonst stresst du dich nur unnötig und kannst den Ride garantiert nicht genießen. Damit du keine Panik bekommst, wenn es Abend wird, ist ein Schlafsack mit Biwak nicht verkehrt.
Trampen ist das ideale Heilmittel gegen Hektik.
Du lernst loszulassen und den Moment zu genießen. Das ist ein bisschen wie beim Angeln. Angeln ist nicht nur, wenn der Fisch anbeißt. Angeln ist auch, wenn du in der Morgendämmerung am Ufer sitzt und die Stille genießt.
Informiere dich über das Land
Andere Länder, andere Sitten. In manchen Ländern, wie Italien, ist das Trampen auf der Autobahn verboten. Anderorts ist es gleich komplett verboten. In manchen Ländern ist der
raus gestreckte Daumen eine Beleidigung und selbst in Deutschland musst du aufpassen, wo du stehst, damit dich nicht der blau-weiße Partybus mitnimmt. Eine gute
Informationsquelle ist das HitchWiki.
Hier findest du einen ausführlichen Vergleich beliebter Tramp-Länder.
Der ultimative Geheimtipp, mit dem du deinen Erfolg um 1000% steigerst:
Lächeln!
So banal es auch klingt. Bierflasche und Kippe in der Hand schmälern deinen Erfolg ungemein, ein freundliches Lächeln hingegen kann Wunder wirken!
Auch auffällig sein kann nicht schaden. Wie währ's mit einem witzigen Hut?
Jetzt aber genug geredet. Ab mit dir auf die Straße und raus mit dem Daumen!
Was du beim Trampen erlebt hast, kannst du mir gleich noch in die Kommentare schreiben :)
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