My Final Destination 2 - Urlaub im Urlaub

So ganz Endstation ist dann bei mir doch noch nicht. Auch meine Gastfamilie braucht mal Urlaub, also auf geht's ins Ferienhaus am Meer!

Villanova heißt der Ort, in dem sich die Ferienhaus-Siedlung befindet, in der meine Gastfamilie ihr Ferienhaus stehen hat.

Die meisten Italiener fahren nicht weit weg in Urlaub. Das Ferienhaus am Meer, in das jedes Jahr zur selben Zeit gefahren wird, ist ein typisch, italienisches Phänomen, wie ich auch schon in Rimini bemerkt habe. So wie Giulia jedes Jahr den Sommer mit ihren Freunden, die ebenfalls nach Rimini fahren, verbringt, so trifft sich im Sommer auch hier jeden Abend derselbe Kreis. Da Davide nach wie vor in Deutschland ist, hänge ich mit ihnen ab.

Im ersten Moment macht es mich traurig, wie wenig die Anderen hier über die Welt da draußen wissen. Die Meisten hier haben in ihrem ganzen Leben nicht mehr als ihre Heimatstadt und den Ort, in dem ihr Ferienhaus steht, gesehen. Doch ich merke schnell, dass ich die Süditaliener zu oberflächlich betrachte und bemerke eine ganz neue Seite dieser Lebensart. Das ganz Jahr fiebern hier alle dem Sommer entgegen, den drei Monaten, die sie mit ihren Freunden verbringen, mit Freunden, die sie das ganze Jahr vermisst haben, die sie von klein auf kennen.

Hier herrscht eine Ausgelassenheit, die es in Deutschland kaum gibt. Wie ein Teenie-Film wirkt es, wie sich die Gleichaltrigen hier nachts treffen, an ihren Autos lehnen, aus denen laut die Sommerhits dröhnen oder zu dritt auf dem Roller Richtung Strand fahren. Es wird Karten gespielt, mit geklauten Feuerlöschern rum gesprüht und Drinks machen die Runde.

Ich tauche voll ein in diese Ausgelassenheit. Es kommt mir vor, als sei ich mein ganzes Leben lang Teil dieser Welt gewesen und als würde der Sommer nie enden. In meinem Kopf läuft der passende Soundtrack:

Die Tage verbringe ich mit meiner Gastfamilie am Strand. Sie leihen mir auch Taucherbrille, Schnorchel und Flossen, damit ich die Unterwasserwelt erkunden kann. Durch die Brandung ist das Wasser sehr trüb und aufgewühlt, doch immer wieder tauchen kunterbunte Fische aus den Felsritzen auf. Sie sind sichtlich unbeeindruckt von meiner Anwesenheit.
Mitten in einem gigantischen Schwarm silbrig schillernder Fische, schwimme ich mit, bis sie so plötzlich verschwinden, wie sie aufgetaucht sind.

In dieser paradiesischen Unterwasserwelt merke ich kaum, wie die Zeit vergeht.

Zu Mittag gegessen wir im Ferienhaus, wo meine Gastmutter jeden Mittag ein unglaublich köstliches, typisch süditalienisches 3-4-Gänge-Menü auf den Tisch bringt. Oft gibt es natürlich diverse Arten Pasta und Meeresfrüchte, die alle schlichtweg großartig schmecken!

Als Davide aus Deutschland zurückgekehrt ist, frage ich ihn, wie eigentlich Seeigel gegessen werden.
Statt es mir zu sagen, zeigt er es mir. Er gibt mir ein Tauchermesser und schnallt sich selbst eins ans Bein. Dann erklärt er mir, was wir eigentlich "jagen". Gegessen werden nur die weiblichen Geschlechtsdrüsen. Entsprechend sammeln wir nur Weibchen. Diese haben im Gegensatz zu den ganz schwarzen Männchen einen leichten Lila-, Rot- oder Grün-Stich.
Daran, dass ich 10 mal so viele Männchen wie Weibchen sehe, kann ich abschätzen, wie gut diese schmecken müssen.

Und ich werde nicht enttäuscht. Nachdem die Unterseite mit den Kauwerkzeugen abgeschnitten ist wie eine halbierte Orange, präsentiert sich mir die Delikatesse als 5 leuchtend orange Streifen an der Innenseite der Kalkschale. Wie einen Dipp wische ich sie, ungewürzt mit einem Stück Brot heraus. Einfach köstlich!
Hier noch ein kurzes Video zum Seeigel essen:

Die Süditaliener sind alles andere als introvertiert. Entsprechend viel Spaß, macht es, mit ihnen zu feiern, wie ich bereits auf der Hochzeit feststellen durfte. Dass das noch lange nicht die letzte Party und schon gar nicht das letzte Abenteuer in Süditalien war, habe ich mir fast gedacht.