Über Pfingsten bin ich mit meinem Vater für ein Outdoor-Wochenende nach Luxemburg gefahren. Eine Stunde dauert die Fahrt, der Himmel ist bedeckt. Wir sind zwar etwas skeptisch was das Wetter betrifft, aber vom Zelten, Wandern und Grillen wird uns auch ein bisschen Regen nicht abhalten.
Als wir ankommen, verfliegen unsere Zweifel jedoch rasch. Ein paar Wolken sind zwar noch am Himmel, aber es ist hell, warm und trocken. Und wir ergattern einen traumhaften Zeltplatz gleich am Wasser.
Nachdem das Zelt aufgebaut ist, starten wir zu einer ersten kleinen Erkundungstour in die regenwaldartige Landschaft.
Die Gegend um Echternach ist bekannt für die tausenden engen Gänge und Schluchten, mitten im Wald. Entstanden sind sie durch Regenbäche, die sich über tausende Jahre hinweg tiefer und tiefer in den weichen Sandstein gefressen haben.
Natürlich gibt es hier etliche, beschilderte Wanderwege, auf denen wir immer wieder ein Stück weit gehen, doch am meisten Spaß macht es, die ausgetretenen Pfade zu verlassen und auf eigene Faust
durch den Wald zu ziehen.
Die Gegend eignet sich perfekt dafür, denn im Gegensatz zu anderen Orten, wo die Hauptattraktion nunmal am Wegesrand, umgegeben von tausenden und abertausenden, wuselnden Touristen liegt, prägen hier die engen Gänge und frei im Wald stehenden Felsblöcke das normale Landschaftsbild.
Natürlich kann man nur querfeldein gehen, wenn man kein Ziel zu erreichen hat. Immer wieder werden die Schluchten so schmal, dass wir umkehren müssen oder wir stehen plötzlich vor einer
Felswand.
Um so spannender wird es jedoch, wenn man neue Gänge entdeckt und nach dem kühlen Nass der Schluchten und Höhlen plötzlich auf der anderen Seite im Freien steht.
Die meisten unserer vermeintlich neu entdeckten Wege entpuppen sich jedoch als Teile von bekannten Wanderwegen.
Mit ein bisschen Fantasie sieht man in den Felsen Totenschädel, Trolle, Drachen und Wurmlöcher und was wäre ein Gang durch die Natur schon ohne Fantasie?
Wer etwas Abstand von der Fantasie nimmt, sieht hier deutlich die Entstehung der Felsen. Der einstige Meeresgrund, der durch sein eigenes Gewicht versteinerte, weist viele verschiedene Schichten
auf, entstanden durch wechselnde Meeresströmungen und Temperaturen. Durch Erdplattenverschiebungen wurden der Meeresgrund nach oben gedrückt.
Und nun wandern wir auf ihm.
Den Weg den wir gekommen sind, geht es zurück zum Campingplatz, wo wir uns schlafen legen, denn morgen steht eine anstrengende Tour an.
24 Kilometer und 1600 Höhenmeter. Das ist die Agenda für heute. Der anstrengendste Anstieg kommt gleich zu Anfang und bringt uns zugegebener Maßen ganz schön ins Schnaufen. Belohnt werden wir
jedoch mit einem Panorama, das sich sehen lassen kann.
Wie ein Fantasyfilm kommt mir die Gegend vor.
Kleine Kapellen, bizarre Fels- und Baumformationen und versteckte Höhlen säumen den Wegesrand.
Wäre uns hinter einem der Felsen ein Ork oder Kobold begegnet, hätte es mich nicht sonderlich überrascht.
Bei einer, mitten im Wald stehenden Holzbank, geschnitten aus einem massiven Baumstamm, machen wir Rast und gönnen uns einen kleinen Snack, dann geht es weiter.
Aus dem Sandstein wurden früher Mühlsteine gefertigt, weshalb es hier viele, von Menschenhand gehauene Höhlen gibt. In einer davon brennt ein Feuer.
Weit und breit ist niemand zu sehen, doch der herzhafte Duft des Holzfeuers lässt unsere Magen knurren.
Höchste Zeit für unser Mittagessen, bestehend aus Würstchen, Bacon und Käse, gebraten in einem kleinen Raclettepfännchen über einer Brennpaste.
Gestärkt treten wir den Rückweg an, der uns durch ein verträumtes, luxemburgisches Örtchen führt, in dem wir uns noch ein Eis gönnen.
Dann geht es endgültig zurück zu unserem Zelt, das fünf Meter von der luxemburgischen Grenze entfernt auf deutscher Seite steht.
Hier lassen wir den Tag ausklingen und machen uns noch einmal etwas Schönes, Deftiges zu essen. Die Gänse haben Glück gehabt, wir haben an Grill und alles, was darauf gehört gedacht.
Am nächsten Tag geht es in die City von Luxemburg. Ein leichter Kontrast zu unserer Outdoor-Tour gestern. Die Einwohner Luxemburgs sind die zweitreichsten Europas. Das fällt nicht schwer zu
glauben, wenn man durch die futuristische Stadt schlendert. Verwaltungssitze, Banken und Museen übertrumpfen sich gegenseitig in Prunk und Protz.
Das Neue wetteifert mit dem Alten.
Doch auch die Jugend ist hier nicht stumm. Luxemburg ist nicht nur ein Ort des Business' und Luxus', sondern auch ein Ort für Musik, Kunst, Protest und Selbstverwirklichung.
Auch an Historischem hat die Stadt einiges zu bieten. Neben einer bizarren Kirche, in der sich gotischer Baustil und indische Tempelfiguren mischen, sind das vor allem die alten
Bunkergänge.
Über 17 Kilometer des einst riesigen Tunnelsystems sind noch übrig und waren mit ein Grund dafür, dass die Stadt als uneinnehmbar galt.
Die Atmosphäre in den winzigen Steingängen ist bedrückend.
So faszinierend sie auch sind, bin ich froh, als ich sie verlasse und wieder das helle Licht der Welt erblicke.
Wieder an der frischen Luft, machen wir uns zum letzten Mal auf den Rückweg zum Campingplatz. Morgen geht es zurück in die traute Heimat.
Natürlich gehen wir nicht, ohne den Felsen und Schluchten noch einen Besuch abzustatten.
Die Landschaft ist so vielseitig.
Man geht durch dichte, feuchte Laubwälder mit Tropenklima, um im nächsten Moment wieder durch sandigen, trockenen Nadelwald zu laufen.
Wie Indiana Jones fühle ich mich, als wir durch immer dunklere, feucht moosige Schluchten gehen, um schließlich die Räuberhöhle zu erkunden.
Steile Leitern führen immer tiefer nach unten und werden schließlich von der Dunkelheit verschluckt.
Hier unten liegt auch ein besonders spannender Geocache, aber es gehört zum Cachercodex, nicht zu viel zu verraten.
Besucht die Höhle doch selbst einmal.
Auf dem Rückweg steht noch eine letzte Station an: Die Kalkeifel, entstanden aus Korallenriffen, mit ihrer ungewöhnlichen Hügellanlandschaft, die bedeckt ist von Gras und Wacholder.
Ein schöner Abschluss für unsere Tour.
Luxemburg ist wirklich voller Kontraste. Welches Luxemburg gefällt dir am besten?
Du kennst schon alle Nachbarländer? Diese Ecke von Belgien hast du bestimmt noch nicht gesehen!
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