„So, jetzt aber raus hier, ihr habt 10 Minuten!“
Die Fenster werden aufgerissen, ein eisiger Wind lässt uns frösteln.
Beim Blick auf die Uhr stellen wir fest, dass es schon 9 Uhr ist. Das Matratzenlager sollte vor einer halbe Stunde geräumt sein. Schnell packen wir unseren Kram zusammen.
Wieder einmal laufen wir im Nebel los, doch dieses Mal lichtet er sich zum Glück schnell.
Durch den Wald geht es abwärts.
Die Sonne scheint kräftig auf uns herab und wärmt uns, wo sie durch das Blattwerk der Bäume bricht, während uns immer wieder der kühle Waldwind erfrischt.
So wie heute haben wir uns auf der ganzen Tour noch nicht gefühlt. So perfekt ist das Wetter, so schön die Natur!
Auf einer malerischen Waldlichtung in Talnähe rasten wir. Brot, Käse und Schokolade essen wir, dazu trinken wir kühles Wasser aus einem Gebirgsbach mit Vitamin-Sprudeltabletten, die dem Ganzen Kohlensäure und den Geschmack von frisch gepressten Orangen verleihen.
Im Laufe der Pause fällt mir auf, dass ich Handyempfang habe. Endlich kann ich mir das wunderschöne Gitarrenstück als Download kaufen, dass seit Tagen als Endlosschleife in meinem Kopf abläuft.
Ich möchte jeden Moment unserer Tour festhalten und filme alles. Ich schwenke den Wanderstab, an dem die Kamera befestigt ist, um eine Panoramaaufnahme zu machen, als diese plötzlich in den
Schlamm fällt. Den Stab halte ich noch in der Hand.
Ich verstehe nicht ganz was passiert ist.
Das Gewinde des Kugelkopfes, der zwischen Kamera und Stativ geschraubt ist, ist einfach durchgebrochen! Für mich ein Mysterium. Scheinbar ohne Anlass und ohne besondere Belastung bricht ein massives Metallteil in der Mitte durch.
Sowas passiert, wenn man auf billig-Webseiten einkauft. Dummerweise steckt das abgebrochene Stück nach wie vor in der Kamera und lässt sich auch in zahlreichen Versuchen mit der Zange meines "Leatherman" nicht entfernen. Von nun an filme ich mit dem Handy.
Der Waldweg führt irgendwann auf eine weniger schöne Asphaltstraße, die uns hinunter ins Tal führt. Die Wegstrecke durchs Tal ist nichts Besonderes. Die Berge vor uns jedoch schon!
Aus dem Grau der Felsen in der Ferne kristallisieren sich allmählich Schneeflecken heraus und verdichten sich schließlich zu weiß leuchtenden Gletschern.
Dort führt uns unser Weg morgen hinauf.
Der Wald lichtet sich. Mit zunehmender Höhe werden die dicht stehenden Bäume allmählich von verstreuten Büschen und Gestrüpp abgelöst. Letzte Chance für heute, das Zelt aufzuschlagen.
Beim Eintreten der Zeltheringe zeigt sich der Nachteil von ultraleichter Ausrüstung: Die Stabilität.
Beide Heringe brechen ab.
Der eine steckt schon im Boden und hält die Schnur. Wir legen noch einen Stein drauf, damit die Schnur nicht abrutschen kann.
Für die andere Seite schnitzt Wibke schnell einen neuen Hering.
Leider beginnt es nun wieder leicht zu regnen, was das schöne Bild des Sonnentages zerstört. Aber das Zelt steht, unsere Ausrüstung ist im Trockenen und auf dem, mit Grillanzündern befeuerten Kocher, steht eine leckere Nudelsuppe.
Warm und satt schlafen wir ein.
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