Eine sehr ungewöhnliche Etappe haben wir heute erlebt: Supermarkt, Seilbahn, ein Schatz und eine spontane Übernachtung machten diese Etappe zu einer wirklich Denkwürdigen.
Gestern konnten wir unsere Proviant-Vorräte nicht auffüllen, weil Sonntag war und die Supermärkte geschlossen hatten. Der Supermarkt ist also gleich unsere erste Station. Neben Obst, Gemüse, Brot und Käse kaufen wir ganze 11 Tafeln Schokolade und andere Süßigkeiten. Grinsend verlassen wir das Geschäft.
Hier stellt sich uns ein Problem, das wir bisher nie hatten: Wohin die Schokolade packen, damit sie nicht schmilzt?
Ja, ihr habt richtig gelesen. Wir sind nicht im Regen oder in einer Wolke gestartet, sondern im strahlenden Sonnenschein, der unseren Gang beflügelt.
Das Problem ist schnell gelöst und die ersten zwei Tafeln aus der Packung in unsere Mägen verladen. Unterdessen warten wir an der Seilbahn.
Eigentlich soll es ja eine Alpenüberquerung zu Fuß sein, doch nahezu alle Wanderer, die wir unterwegs treffen, bestätigen uns, dass auch sie diese Etappe mit der Seilbahn vereinfachen.
Wir genießen den Ausblick aus der Bahn, statt uns die eintönigen Serpentinen der Straße hoch zu schleppen.
Oben angekommen ist es deutlich kühler als im Tal. Wir wollen uns warm laufen, doch als uns der eisige Nordwind streift, überlegen wir es uns anders und streifen unsere Regenkleidung über.
Trotz Seilbahnfahrt sind noch einige Höhenmeter geblieben. Auf einem schmalen Grat geht es steil bergauf. Die Luft hier oben in 2.500 Metern Höhe ist ziemlich dünn. Vielleicht ist das aber auch nur eine Ausrede dafür, dass ich beim Aufstieg ganz schön außer Puste gerate.
Am Gipfelkreuz angekommen lösen wir die letzten Vitamintabletten im Wasser auf. Wir trinken sie weniger wegen der Vitamine, als um mal einen anderen Geschmack im Mund zu haben. Die leere Rolle erinnert mich spontan an das Gefäß eines Geocaches. Geocaching ist so etwas wie Schatzsuchen mit Koordinaten. Der Schatz besteht in der Regel aus einem Stift und einem Papier, auf dem man sich als Finder des Schatzes verewigen kann. Natürlich gibt es auch andere Arten von Schätzen. Besonders gefällt mir eine Idee: Eine Dose mit kleinen Schätzen, aus der der Finder einen herausnehmen und einen anderen hineinlegen kann.
Einen Geocache mit Koordinaten online zu stellen ist mir zu aufwändig, zumal ich gerade kein Internet-Empfang habe. Mit zwei Haifischzähnen, die ich in Holland am Strand gefunden habe, einer vollen Batterie und zwei Pflastern gefüllt und mit einer kleinen Anleitung versehen, lege ich den Schatz zwischen die Steine, die das Gipfelkreuz einrahmen. So finden diejenigen den Schatz, die den Gipfel mit wachen Augen erklimmen. Vielleicht überlebt er den Tag nicht, aber vielleicht finde ich ihn auch eines Tages selber wieder, wenn ich die Strecke noch einmal gehe
Wir gehen weiter, über einen noch schmaleren Berggrat. Steil fällt der Berg zu beiden Seiten ab, aber Wibke ist ganz entspannt.
Nach der Tortur am Vortag kann sie nichts mehr schocken.
Es fängt erneut zu regnen an. Hatten wir am Morgen noch darüber gewitzelt, ob wir nicht besser direkt wieder unsere Regensachen anziehen sollen, sind wir jetzt wieder am triefen und tropfen.
Über einen Holzsteg, der uns über eine sumpfige Wiese führt, gelangen wir zu einer kleinen Holzhütte, wo wir Rast machen, um uns aufzuwärmen und ein wenig zu trocknen. Wir erfahren, dass man hier auch übernachten kann. Beim Blick aus dem Fenster, an das der Regen prasselt, erliegen wir der Versuchung. Heute gehen wir nicht mehr raus!
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