Heute ist der zweite Tag unserer Alpenüberquerung auf dem E5. Von der Kemptener Hütte aus geht es über die Grenze nach Österreich ins Tal Holzgau.
Nach dem Aufwachen und dem ersten Blick aus dem Fenster trauen wir unseren Augen nicht:
--- Weiß! --- Das ist alles, was wir sehen.
Die komplette Hütte ist in eine weiße, dichte Wolke gehüllt.
Graupel schlägt an die Scheibe und das Dach ist vereist.
Wir sind spät dran, was das Räumen der Zimmer angeht, daher verlassen wir die Hütte ohne Frühstück. Zum Glück wird der Graupel zu Regen, der immer wieder kurze Pausen einlegt, damit ich die Kapuze zurückstreifen und die Umgebung in voller Pracht bewundern kann.
Trotz des Regens ist die Tour alles andere als unangenehm, denn die Wolke, in der wir uns bewegen, verzaubert die Landschaft um uns.
Unwirklich, wie im Traum tauchen Berge, Wasserfälle, Blumen und Wiesen aus dem dichten weißen Nebel auf.
Und......
...auch Wölkchen, wie wir unseren treuen Begleiter nannten.
Aufgetaucht aus dem Nichts, begleitete uns der lebhafte Hund bis über die Bergkuppe, um dann wieder im Nichts zu verschwinden.
Gemeinsam mit Wölkchen passierten wir die Grenze nach Österreich. Wie so oft liegt die Grenze entlang natürlicher Hindernisse.
Ein steiler Abstieg beginnt, der besonders für Wibke eine enorme Herausforderung darstellt. Bloß nicht daran denken, wie hoch wir sind und was uns bei einem falschen Schritt erwartet!
Die Belohnung: ein Ausblick, den man weder beschreiben, noch auf einem Foto festhalten kann.
Ihr könnt die Weite auf dem Bild nur erahnen. Kilometer weit erstreckt sich das Tal vor uns. Begrenzt wird es nach hinten durch einen schroffen, Berg, dessen Gletscher mit den Wolken verschmilzt. Begleitet wird der Weg ins Tal vom Fluss, der sich neben uns her schlängelt....
...und über unseren Weg. Durch den Regen sind die Wege mehr Bäche als Wege. Von Stein zu Stein tänzeln wir über das Wasser. Immer wieder müssen wir Umwege gehen, weil das Wasser zu tief ist, doch schließlich haben wir es geschafft.
Am Fuße des Berges finden wir eine Jausenstation vor, die uns nass, hungrig und durchgefroren wie wir sind, wie das Schönste auf der Welt erscheint.
Wir legen eine Pause ein, um uns an einer großen Schale Backerbsensuppe zu wärmen.
Ein paar hundert Meter weiter gabelt sich der Weg auf. Es gibt mehrere Wege nach Holzgau.
Die Wegweiser „Holzgau über Hängebrücke“, „Holzgau über Wasserfall“ und „Holzgau über Schiggen“ erinnern mich spontan an das Buch „Die Insel der 1000 Gefahren“, bei dem man sich immer wieder entscheiden musste, wie man weiter macht und entsprechend auf verschiedenen Seiten weitergelesen hat.
Wir entscheiden uns für den Wasserfall.
Eine tolle Wahl, denn dieser ist durch den Regen zu einer wahren Fontäne angewachsen.
Aus der Steilwand schießt mit unvorstellbarer Gewalt eine Mischung aus Wasser, Luft und abgesprengten Gesteinsbrocken, die senkrecht in die Tiefe rast, um dort durch die Wucht zerstäubt zu werden und erneut als feiner weißer Nebel aufzusteigen.
Es hat aufgehört zu regnen, was uns einen Extraschub an Motivation versetzt. In Holzgau decken wir uns mit Lebensmitteln ein, dann beginnen wir die Etappe, die eigentlich für den nächsten Tag geplant war.
Durch ein langes Tal wandern wir, bis der Weg uns wieder auf den nächsten Berg führt.
Die Wiesen werden zu Wald und wir gewinnen wieder an Höhe. Als der Nachmittag älter wird, suchen wir uns eine kleine Waldlichtung abseits der Wege und schlagen unser Lager auf.
Das Zelt, Marke Eigenbau mit einem Gewicht von unter einem Pfund, ist schnell aufgebaut.
Dann ist es Zeit, etwas zu essen.
Mein selbst kreiertes Trekking-Gericht ist schnell zubereitet und kann in nur einem Topf gekocht werden. Was man dafür braucht:
3 Eier, Käse, eine kleine Paprika, 6 Cocktailtomaten, Salami oder Trockenfleisch, Salz, Pfeffer, Knoblauch und wer es scharf mag noch Chilipulver.
Paprika und Käse werden gewürfelt.
Zuerst wird die Paprika, dann der Käse in den Topf gegeben. So kann der Käse ohne Festkrusten weich werden. Anschließend werden Salami oder Trockenfleisch-Stückchen und die geviertelten Cocktailtomaten zugegeben.
Das ganze wird mit den Eiern übergossen, nach Belieben gewürzt und umgerührt, bis Käse und Ei eine feste Masse ergeben.
Fertig!
Das Ganze hat uns so gut geschmeckt, dass wir gleich noch eine Portion zubereiten. Da es zu regnen beginnt, schneide ich nur schnell die Zutaten und gebe sie in den Topf.
Dann bereiten wir das Ganze aus dem Zelt heraus zu.
Nach dem Essen legen wir uns schlafen.
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