Endlich ist es so weit! Heute startet meine sechswöchige Sommerferientour Richtung Süden. Per Anhalter geht es von Leverkusen nach München, von dort aus über Kempten weiter nach Oberstdorf, von wo aus ich auf dem E5 und Teilen der Via Alpina über die Alpen nach Meran wandere.
Danach geht es über Bozen nach Rimini, Rom und zum Abschluss nach Bari, ganz im Süden Italiens. Natürlich alles per Anhalter.
Ich bin wahnsinnig gespannt, was mich erwartet!
Bis Bozen begleitet mich Wibke. Sie geht in meine Stufe und als sie zwei Tage vor dem Start meiner Tour von dieser hörte, entschloss sie sich spontan mitzukommen.
Auf geht es also ins Ungewisse und ins Abenteuer.
Meine Eltern bringen uns auf die erste Raststätte auf der A3, dann heißt es Daumen raus und hoffen.
Mit dem Trampen haben wir beide noch kaum Erfahrung. Wibke fragt mich, was ich schätze, wie lange wir dort stehen würden. „Eine Dreiviertelstunde“, antworte ich.
10 Minuten später halten Ziad und Ziad. Die beiden gläubigen Muslims sind auf dem Rückweg von Essen, wo sie Verwandte besucht und eingekauft haben, über Frankfurt nach Hause nach Heidelberg.
Für die Einkäufe haben sie die Rückbank umgeklappt und den kompletten Kofferraum voll gestapelt. Trotzdem halten sie ohne zu zögern an und beginnen ihre Einkäufe umzuschichten, bis zwei Plätze frei sind… naja, eineinhalb trifft es eher. Obwohl es sehr eng ist und wir die Rucksäcke auf dem Schoß haben, ist die Fahrt sehr angenehm. Wir führen interessante Gespräche über den muslimischen Glauben. Beide sind fest davon überzeugt, dass Allah ihnen so viel Gutes geschenkt hat, dass sie etwas zurück geben müssen, indem sie Anderen helfen. Ein schöner Gedanke, Götter hin oder her. Außerdem verfolge Allah mit allem was er tut eine Absicht, weshalb sie glauben, sie hätten vielleicht einen Unfall gebaut und wir seien gesandt, damit sie anhalten und dem Unfall entgehen. Wie stark ihr Glaube sein muss, wird mir bewusst, als mir einfällt, dass grade Ramadan ist. Trotz dem Auto, voller Lebensmittel, scheinen sie nicht im Entferntesten ans Essen und Trinken zu denken. Als ich den Fahrer Ziad darauf anspreche, bestätigt er mir: „Du kannst vor mir ein Lamm grillen und Schokolade essen, es ist mir gleich, denn mein Glaube ist stärker als jedes irdische Bedürfnis“.
Kurz hinter Frankfurt lassen sie uns raus.
Es vergeht kaum eine Minute, wir haben uns noch nicht einmal an die Straße gestellt, da kommt Martin auf uns zu und bietet uns an, uns bis Karlsruhe mitzunehmen. Wir steigen ein. Als wir ihm von unseren Plänen erzählen, ist er begeistert. Der wandererfahrene Tauchlehrer war früher selbst oft in den Alpen unterwegs und träumt ebenfalls davon, den E5 zu gehen.
Mit Martin fahren wir bis zur letzten Raststätte vor der A8, auf die wir wechseln müssen, um nach München zu gelangen.
Mit der nächsten Mitfahrgelegenheit hätte ich im Leben nicht gerechnet. Berufspendler, Pärchen auf dem Weg in den Urlaub oder LKW-Fahrer, mit allem hätte ich gerechnet.
Nicht aber damit, dass uns eine Fußballmannschaft auf dem Rückweg von ihrer Teamfahrt nach Köln zurück nach Stuttgart mitnimmt.
Doch es kommt uns sehr gelegen, denn so gelingt uns der Wechsel auf die A8.
Hier stehen wir etwas länger. Die Raststätte ist schlecht besucht, da neben ihr keine Tankstelle ist, doch nach einer halben Stunde nimmt uns Khan mit. Der Berufspendler, der das Wochenende bei seiner Frau und seinen drei Söhnen verbracht hat, bringt uns fast bis nach München… wobei bringen fast zu viel gesagt ist. Er fragt mich kurzerhand, ob ich nicht Lust hätte, den Automatik-BMW zu fahren.
Das lasse ich mir nicht zweimal sagen!
Wir fahren bis zu einem kleinen Parkplatz. Khan hat ein schlechtes Gewissen, uns dort stehen zu lassen, doch er ist schon ziemlich weit von seiner Route abgewichen und auf der Gegenspur kündigt sich ein Stau an. Er will noch mit uns warten, bis wir eine Gelegenheit zur Weiterfahrt bekommen. Doch wir haben Glück.
Ich gehe zu dem einzigen Auto, das außer uns auf dem Parkplatz steht. Andi, der Fahrer fährt über München. Er fragt uns nach unserer Zieladresse und bringt uns bis vor die Haustüre.
Hier wohnt der Couchsurfer Jamal in einer WG mit zwei seiner besten Freunde. Aber in der Regel sind sie fünf oder sechs Leute, da ständig Gäste aus aller Welt zu Besuch sind.
Er hat nicht nur eine Couch, sondern gleich ein ganzes Zimmer für uns frei und das obwohl wir uns erst so kurzfristig bei ihm gemeldet haben.
Jamal schreibt gerade an seiner Magisterarbeit in Sinologie. Nach dem Studium will er zurück nach China gehen, wo er bereits ein Semester verbrachte. Er ist sehr aufgeschlossen gegenüber Neuem und liebt das Reisen genauso wie ich. Man merkt, dass ihm die studiumsbedingte Sesshaftigkeit aufs Gemüt schlägt. Bei Jamal bleiben wir zwei Nächte, so haben wir morgen Zeit, uns München anzusehen.
Einfach irre, was diese Stadt zu bieten hat, aber ließ selbst:
Hier bekommt ihr die ganze Tour als E-Book:
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